Repräsentation statt Identifikation

Von der Fra­ge aus­ge­hend, die ich letz­tens stell­te, habe ich ein paar wei­te­re Gedan­ken. Ich glau­be, dass ein Gut­teil der – in mei­nen Augen fal­schen! – Iden­ti­fi­ka­ti­on der Wäh­ler mit den Funk­tio­nä­ren der AfD über deren sprach­li­chen Code läuft. „Die spre­chen wie wir“, „die sagen das, was wir auch sagen (woll­ten)“ sind da Gedan­ken, die ich mir als Moti­va­ti­on der Wäh­ler vor­stel­len kann. Dadurch, dass sie auch in der Spra­che der Men­schen die von ihnen emp­fun­de­nen Pro­ble­me benen­nen, kann man zum Gedan­ken ver­lei­tet wer­den, die Men­schen sei­en wie sie und hät­ten daher ihre Inter­es­sen im Blick. „Das sind wel­che von uns.“ Damit stellt sich aber die Fra­ge nach den poli­ti­schen Zie­len gar nicht mehr, denn aus die­ser unter­stell­ten Nähe erge­ben sich kei­ne Fra­ge nach dem Ziel und dem Zweck. Das ist ja das fie­se an Iden­ti­fi­ka­ti­on statt Repräsentation.

Die­se Mit­tel ein­zu­set­zen, um dann aber ein stramm an den Eli­ten ori­en­tier­tes Pro­gramm durch­set­zen zu wol­len sind eine in mei­nen Augen ziem­lich zyni­sche Art Poli­tik zu machen.

Zusätz­lich ergibt es sich, dass es auch ganz gut in die Inter­es­sen der Poli­ti­ker, die auf die­se Art Poli­tik betrei­ben, passt, das Gefühl, dass man ja den der­zei­ti­gen Eli­ten so tief mis­trau­en muss. Dass die Medi­en, die sich nicht die­ser popu­lis­ti­schen Mei­nung ver­schrie­ben haben, in die gro­ße Ver­schwö­rung ein­ge­bun­den sind. Damit ist näm­lich deren Inter­es­se, eben die poli­ti­schen Agen­den zu hin­ter­leuch­ten, auch nur von deren Inter­es­se am Macht­er­halt getrie­ben und kann nicht ernst­haft sein, und schon gar nicht wahr­haf­tig. Hier eint also das Ver­schwö­rungs-Gefühl der Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler das star­ke Bedürf­nis nach Intrans­pa­renz der Dem­ago­gen. Und auch die­se Kom­bi­na­ti­on ist ein gefähr­li­cher Mix gegen Jour­na­lis­ten, die als Geg­ner emp­fun­den werden.

Hohe Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der poli­ti­schen Bewe­gung bedeu­tet bei den Anhän­gern, dass jeg­li­che inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung sehr schnell in Gefahr ist, als per­sön­li­che Angrif­fe auf­ge­fasst zu wer­den – es gibt ja kei­ne Distanz, die eine Reflek­ti­on erlaub­te. Und wie­der: Im Sin­ne der Dem­ago­gen ist das ja toll.

Ein wei­te­rer Aspekt ist das drinnen/draußen: nur, wer sich der sprach­li­chen Codes bedient  – und damit natür­lich die ent­spre­chen­den Gefüh­le akti­viert – ist ein Insi­der. Das ist an der Stel­le tückisch, wo allei­ne schon eine distan­zier­te­re Spra­che ein Zei­chen dafür, dass man es mit einem Geg­ner zu tun hat. Damit ist jeg­li­che ratio­na­le Dis­kus­si­ons­ebe­ne ver­stellt: denn die Mit­tel des argu­men­ta­ti­ven Dis­kur­ses wur­den außer­halb des­sen gestellt, wor­auf zurück­ge­grif­fen wer­den kann, wenn man ernst­ge­nom­men wer­den möchte.

Es wird also schwierig.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Eine Antwort zu „Repräsentation statt Identifikation“

  1. Avatar von Christa Chorherr

    Eine sehr inter­es­san­ter Ãœber­le­gung, die sich ja z.B. an Trump bes­tens manifestiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert