Ich erinnere mich noch sehr deutlich an das Gespräch – es ging um Wahlordnungen. Und Anforderungen an faire Wahlen. Das es ganz leicht möglich ist, sinnvolle Sätze zu formulieren, jeder für sich komplett einsichtig und logisch. Und trotzdem ist es nicht möglich, alle davon auf einmal zu erfüllen – es muss immer Abstriche geben.
Das hat in meinem Kopf eine ziemliche Lawine ausgelöst, und meinen Horizont des Verstehens geweitet. Jeder einzelne für sich stimmig und wichtig, aber alle gemeinsam nicht erfüllbar.
Bei einer Diskussion auf Social Media, wie man es mit Aussagen über Israel und den Terrorangriff der Hamas hält, ob man sich dazu öffentlich äußert.
Meine Theorie ist, dass, um zu einer einfachen und konsistenten Haltung zu kommen, man auch in der Betrachtung dieses Konflikts Dinge, die wahr sind, aus der Konstruktion fallen lassen muss – und viel zu oft möchten Social Media-Debatten von einem eine einfache, konsistente Haltung und nicht ein Eingeständnis, das etwas eben sehr komplex ist. Schon alleine, dass man einfordert, auch Komplexität benennen zu dürfen, führt unweigerlich in eine Debatte, die fast so angenehm ist, wie eine Stunde lang zuzuhören, wenn jemand Fingernägel über eine Schultafel zieht.
Ich muss dieser Tage oft an den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Fred Sinowatz denken. Er ist mit dem großen Zitat „Das ist alles ganz kompliziert“ ins kollektive Gedächtnis eingegangen …
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