Brotanschnitt

Ich sage Scher­zel dazu, mei­ne Schwä­ge­rin aus Solin­gen Knäpp­chen. Das ers­te Stück Brot, der Anschnitt. Ich mag das total ger­ne: so schön knusp­rig, gera­de das rich­ti­ge biß­chen Här­te. Ehr­lich: wenn das Brot auch noch frisch ist, das ist das bes­te Stück am gan­zen Laib. Mei­ne Liebs­te mag es nicht son­der­lich und auch der ers­te Sohn woll­te lie­ber immer wei­che­re Tei­le; es ist also immer mir geblie­ben. Wenn fri­sches Brot ange­schnit­ten wur­de, dann bekam ich es auto­ma­tisch. Wenn es im Brot­korb lag, dann war es für mich.

Aber irgend­wann kam der zwei­te Sohn. Und der mag auch ger­ne Scher­zeln. Und wenn wir mit der grö­ße­ren Fami­lie essen: mein Schwie­ger­va­ter mag sie auch. Und die Schwä­ge­rin. Und es ist gar nicht so nett, die Din­ger immer auf den Brot­korb zu spit­zen und sie schnell raus­zu­m­op­sen, wenn sich die Gele­gen­heit ergibt. Also muss ich ein freund­li­ches Gesicht machen und mit einem leich­ten Stich im Her­zen zuse­hen, wie ande­re auch das Scherzl essen, von dem ich doch das Gefühl habe, das es mir zustünde.

Das müs­sen die­se Pri­vi­le­gi­en sein.


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