Da gibt es also einen gelernten Journalisten, der jetzt eine PR Agentur betreibt und der für einen Bundeskanzlerkandidaten einen Blog aufsetzt. Der sich, zumindest auf seiner Referenzen-Liste nicht mit sonderlich innovativen oder auch gar nur im öffentlichen Diskurs stattfindenden Online-Projekten hervortut. Angeblich hat er dafür Spenden in sechsstelliger Höhe von Unternehmern eingesammelt. Und dann hat dieser Mensch die Verve, zu behaupten, dieses Projekt entspräche in etwa dem, was die Kampagne für Barack Obama in den USA online auch schon umgesetzt hat.
Mal abgesehen davon, dass es schon wirklich Größenwahn entspricht, einen einzelnen Blog mit einer so zentralen strategischen Komponente – für die wirklich gute Menschen über Jahre gearbeitet haben und über die mittlerweile nun doch das eine oder andere bekannt geworden ist – des Obama-Wahlkampfs zu vergleichen. Dieser Größenwahn wird zwar auch in der finanziellen Dimension klar (ein Blog, der nicht mal ein Jahr laufen soll, und dann ein sechsstelliges Budget?). Nein, was ich nun wirklich nicht verstehe ist, warum das ganze so amateurhaft angegangen wird. Steinbrück muss das Projekt gekannt haben, sonst hätte es doch gar nicht mit seinem Namen starten können. Hat also der Kandidat keinen Kontakt mit seiner Parteizentrale – wo es ja durchaus Kompetenz in diesem Themenbereich gibt? Oder ist ihm so egal, was seine Partei ihm sagt? Wenn Letzteres wahr ist, was sagt das dann über eine potenzielle Regierungsmannschaft auf SPD-Seite aus? Und wenn das ganze auch innerhalb der SPD abgestimmt war – will man dann Steinbrück jetzt verheizen, weil die Wahl dieses Jahr sowieso zu keinem SPD-Bundeskanzler führen kann, sondern nur zu einem Vizekanzler, und das will Genosse Peer ja bekanntlich nicht machen?
Und nicht zuletzt: Will man einen Bundeskanzler haben, der im Thema Medienkompetenz sowohl selbst so ungeschickt wie auch so schlecht beraten ist, wie Steinbrück?
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